31.10.2011

Sapere aude - Es soll nach/vor/mit-gedacht werden


Die globale Protestbewegung und die ihr zugehörigen und zugewandten Gruppierungen diskutieren die Frage „WIE WEITER?“ Noch  halten die Demonstrationen und Kundgebungen der „Occupy“-Bewegung an, ebenso die Proteste in den wirtschaftlich und finanzpolitisch angeschlagenen Ländern. Doch was bewirken sie? Außer Symptombehandlung lässt sich wenig Änderung feststellen, die das Adjektiv „alternativ“ verdient. Viele Fragen werden diskutiert. Der Diskurs wird jetzt als Hauptaufgabe angesehen. „Asamblea“, Vollversammlung, Runder Tisch und „Mikrofon für jeden“ sind das Gebot der Stunde.
Die Aussprachen kreisen um Fragen wie: Wer hat das Sagen? Demokratie von unten – wie geht das? Welche Alternativen gibt es? Welche stehen auf der Tagesordnung? Wie radikal soll man sein? Mit Kapitalismus oder ohne? …
Viel wird geredet werden. Wenn sich der Rauch verzogen hat, wird die Ernüchterung einkehren. Was übrig bleibt, wird vom Grad der gesteigerten Erkenntnisse abhängen und ihrer globalen Verbreitung. Und von der Einsicht, dass die gefundenen Antworten nicht überall dieselben sind und nicht immer zusammen passen. Und der gemeinsame Geist muss gewachsen sein, denn er wird mehr Widerstände als zuvor zu gewärtigen haben.
Vor allem aber steht die Vermehrung des Wissens an, das einige schon haben oder glauben zu haben und in die Welt setzen. Seine Verarbeitung kann sehr nützlich sein, um brauchbare Räder nicht neu erfinden zu müssen, unbrauchbare zu verwerfen und um fehlende neu zu erfinden.

Einer, der sich mit den Grundlagen möglicher Alternativen auseinandersetzt, ist Michael Jäger, Redakteur bei der Wochenzeitung „der Freitag“. Eine breite und gründliche Beschäftigung mit seinem Thema „Die andere Gesellschaft“ bietet sich an, denn seine analytische und konstruktive Arbeit veröffentlicht er kapitelweise online. Er beschäftigt sich mit den Grundlagen der kapitalistischen und den daraus abzuleitenden Grundlagen einer nicht-kapitalistischen Gesellschaft. Leser-Kommentare veranlassen ihn zur Überarbeitung, bis am Ende ein Buch daraus geworden ist. 69 Kapitel existieren bereits und sind lohnenswertes Gedankenfutter für alle, die eine „andere Weltgesellschaft“ wollen.

Was beim Thema „Mehr Demokratie“ zu bedenken ist, erzählt dieser Artikel auf „Freitag online“: http://www.freitag.de/positionen/1143-mehr-demokratie-aber-wie

Am Montag, den 31. Oktober 2011, brachte die „Interessengemeinschaft Contra Sozialabbau Aschersleben-Staßfurt“ am Portal der Ascherslebener Stephanikirche und an anderen öffentlichen Gebäuden 95 Thesen an, welche die ganze Breite der anstehenden Fragen widerspiegelt und sie ihrer unbedingten Radikalität wegen beflügeln kann: http://www.jungewelt.de/2011/10-29/026.php


30.10.2011

Prima Seiten zur Popkultur

Es entsteht eine neue Seite zur Popkultur. Dort "geht es um Hintergründe und Zusammenhänge, die unter einem kritischen, politischen Ansatz betrachtet werden. Musik steht dabei im Mittelpunkt, aber auch andere künstlerische und kulturelle Ausdrucksformen sind Thema. Hier findet ihr bald mehr Interviews, Reportagen, Übersichten zum Lesen, Hören und Ansehen."
Seit auch Musik globalisiert ist, bleibt der Durchblick aus Informationsmangel oft getrübt, will man mehr über die Entwicklung moderner Popkultur und ehrlicher Populärmusik erfahren. Jedenfalls, wenn man sogenannte Volksmusik, Kommerz- und Schlagergedudel nicht dazu zählen möchte. Diese neue Blog-Seite informiert gut, kritisch und grenzenlos. Es ist ihr viel Erfolg zu wünschen. Gemacht wird sie von Barbara Mürdter, Soziologin, Anglistin M.A. und freie Journalistin aus Berlin.
Zugang: www.popkontext.de/

21.10.2011

Konstantin Weckers Song

Empört euch
Aus dem neuen Album: "Wut und Zärtlichkeit" (2011))

Sie sind wie wir, doch sind sie es nicht gerne,
sie machen sich nicht gern mit uns gemein.
Sie schikanier´n uns lieber aus der Ferne
und wollen gleich nur unter ihresgleichen sein.
Wir zahlen Steuern und sie setzen ab.
Wir legen Hand an und sie spekulier´n
und halten unsre Ängste klug auf Trab,
damit wir nichts kapieren beim Verlier´n.
Sie sind die Reichen. manchmal auch die Schönen.
Sie reden Unsinn und der wird gern publiziert.
Sie faseln gern von viel zu hohen Löhnen
und dass das unsre Wirtschaft ruiniert.
Die Börse jubelt, wenn sie die entlassen,
die ihnen ihren Reichtum eingebracht.
Gerichtlich sind sie eher nicht zu fassen,
denn die Gesetze sind für sie gemacht.
Empört euch,
beschwert euch
und wehrt euch,
es ist nie zu spät!
Empört euch,
gehört euch
und liebt euch,
und widersteht!
Empört euch…
Die Visionäre spar´n sich kühnere Entwürfe,
selbst die Satiren wirken blutleer, wie kastriert.
Die Demonstranten fragen scheu, was sie noch dürfen,
und an der Börse wird ein Gesslerhut platziert.
Die Menschenwürde, hieß es, wäre unantastbar,
jetzt steht sie unter Finanzierungsvorbehalt -
ein Volk in Duldungsstarre, grenzenlos belastbar,
die Wärmestuben überfüllt, denn es wird kalt.
Den meisten ist es peinlich, noch zu fühlen,
und statt an Güte glaubt man an die Bonität.
Man lullt uns ein mit Krampf und Kampf und Spielen -
schau´n wir vom Bildschirm auf, ist es vielleicht zu spät…
Die Diktatur ist nicht ganz ausgereift, sie übt noch.
Wer ihren Atem spürt, duckt sich schon präventiv.
Und nur der Narr ist noch nicht ganz erstarrt, er liebt noch
und wagt zu träumen, deshalb nennt man ihn „naiv“.
Empört euch…
Verschwört euch…
Wir brauchen Spinner und Verrückte,
es muss etwas passier´n.
Wir sehen doch, wohin es führt,
wenn die Normalen regier´n.
Resisti,
combatti,
stai all’erta,
non cedere mai!
Nell’ aria si sente,
si alza un grido:
Viva la libertà!
Empört euch…
Outrage yourself,
engage yourself,
love yourself…

u. v. m.

10.10.2011

Global Revolution: "We are 99 %"

"Occupy Wallstreet" und "Demokratie jetzt!" sind neue Schlachtrufe, die sich orientieren weitgehend an den nordafrikanischen Aufstandsbewegungen orientieren.
"Telepolis" von heise.de berichtet: "Auch in China gehen Menschen auf die Straße, um gegen die Krise und die Macht der Finanzmärkte zu demonstrieren. Mehrere hundert Menschen haben in der chinesischen Stadt Zhengzhou, nordwestlich von Schanghai in der Provinz Henan gelegen, an einem Solidaritätsprotest mit der US-amerikanischen Occupy-Wall-Street-Bewegung teilgenommen."
Auf der Website "http://www.meetup.com/occupytogether/" wird für eine Ausdehnung der Bewegung über den gesamten Erdball geworben. "Occupy Together" meldet am 10.10.11 den Anschluss von 7.855 Occupiers und 1.331 Städten. München meldet 14 Teilnehmer.
Auf "http://www.meetup.com/everywhere/" wird erklärt, wie man "Meetups" startet und dokumentiert sie. Es heißt: "Meetups Mission ist es, lokale Communitys zu beleben und Menschen weltweit dabei zu unterstützen, sich zu organisieren. Wir bei Meetup glauben, dass Menschen ihre unmittelbare Umgebung oder sogar die ganze Welt verändern können, indem sie sich in Gruppen zusammenschließen, die stark genug sind, um einen Unterschied zu machen."
Am Standort USA, New York, Wallstreet, klingen die Töne auf der Original-Webseite http://occupywallst.org/ anders:"Occupy Wall Street is leaderless resistance movement with people of many colors, genders and political persuasions. The one thing we all have in common is that We Are The 99% that will no longer tolerate the greed and corruption of the 1%. We are using the revolutionary Arab Spring tactic to achieve our ends and encourage the use of nonviolence to maximize the safety of all participants." Beinahe alle Aktionen sind dort in Videos dokumentiert: http://www.livestream.com/globalrevolution bietet Livestream plus Dauer-Chat. Im "About" heißt es: "Global Revolution brings you live streaming video coverage from independent journalists on the ground at nonviolent protests around the world. The team includes members of Mobile Broadcast News, Glassbead Collective, Twin Cities Indymedia and the alt.media ninjas that brought you Terrorizing Dissent and Democracy 101 documentaries. Currently broadcasting from #OccupyWallStreet protests in NYC that began on Saturday, Sept 17, 2011. Please donate to equip our live video team:http://tinyurl.com/occupywslive Live video coverage and content from the Global Revolution that began in Tunisia and Egypt, and is spreading around the world."