Zwei ermutigende Projekte zum Nachdenken, Fördern und Mitmachen
„Wolfgang Schäubles Finanzministerium will die Treuhand
Liegenschaftsgesellschaft Wohnen GmbH (TLG Wohnen) verkaufen. 11500 ehemals
volkseigene Wohnungen, die dem Bund als Vermögen zugefallen sind, sollen einen
neuen Eigentümer bekommen. Ein gefundenes Fressen für Finanzheuschrecken ... die
Spitze der Linkspartei will nicht einfach zuschauen, sondern mitbieten.
Allerdings nicht als Partei oder Fraktion, sondern in Form einer
Genossenschaft. … Die Gründer konnten ein Bankenkonsortium gewinnen, welches
das Gebot und die Kaufsumme absichert. Ausgehend vom Bilanzwert der Wohnungen
wird ein voraussichtlicher Finanzbedarf von 570 Millionen Euro veranschlagt. … Es
ist geplant, später kleinere Genossenschaften jeweils am Ort zu etablieren, mit
eigenem Vermögen und eigener Verwaltung. … Die Quartiere sind über 40 Städte
verstreut. … (Die Genossenschaft namens) »Fair Wohnen« schreibt (in ihrer
Satzung) fest: Mitbestimmung der Genossen bei der Kalkulation der Mieten,
Gewinn muß nicht erzielt werden, die Mitglieder entscheiden in der
Generalversammlung über Neubau, Abriß, Kauf und Verkauf von Wohngebäuden. Es
besteht keine Nachschußpflicht bei Konkurs, und vor allem gibt es keine
Vertreterversammlung, sondern die Generalversammlung wird in Form von
zeitgleichen Zusammenkünften der Mitglieder an verschiedenen Orten mittels
Lifestream abgehalten. Auch kann der Vorstand mit einfacher Mehrheit abberufen
werden, und die Mitglieder dürfen an den Aufsichtsratssitzungen teilnehmen.
Altmietern, die nicht in die Genossenschaften eintreten wollen, wird nicht
gekündigt. Freiwerdende Wohnungen erhalten bevorzugt Mitglieder.“
Quelle und Zitate aus: http://www.jungewelt.de/2012/04-18/039.php
vom 18.4.12.
Wätzold Plaum,
Jahrgang 1975, ist Mitglied der Piratenpartei und Autor des Buchs Die Wiki-Revolution. Absturz und Neustart der
westlichen Demokratie.
Er fordert die Piratenpartei auf, für demokratische Reformen einzutreten:
„Wenn ich eine Wiki-Republik fordere, ist das der
Versuch, den Krisenerscheinungen der gegenwärtigen Demokratien eine positive
Utopie entgegenzuhalten. … Direkter
Parlamentarismus ist eine Demokratieform, die dem Bürger erlaubt, sein
Wahlrecht im Parlament selbst wahrzunehmen, wenn er das will. Alternativ kann
er sich – wie bisher – durch einen Abgeordneten vertreten lassen. Konkret
bedeutet das folgendes: Bei Themen, mit denen man sich auskennt, stimmt man
selbst über das Internet ab. Wer zu wenig Zeit hat, sich über ein geplantes
Gesetz zu informieren, überträgt seine Stimme auf einen Parlamentarier seines
Vertrauens. … Selbst wenn nur eine winzige Minderheit mitmachen würde, wären
damit schon tausendmal mehr Menschen an Entscheidungsprozessen beteiligt als
heute. Alle Debatten müssten in der Öffentlichkeit geführt werden,
Hinterzimmerabsprachen und Fraktionsdisziplin würden wirkungslos. Die
Abgeordneten wären nur noch ihren Wählern verpflichtet. … Ich gehe noch weiter:
Möglichst viel Politik sollte in regional- oder sogar themenspezifischen
Politikfeldparlamenten gemacht werden. … Wir sollten unser föderales System
viel mehr nutzen, um neue Politikformen auszuprobieren. Wir kommen der
Mitmachdemokratie ja nicht näher, wenn alle einem Patentrezept folgen, sondern
wenn wir gemeinsam nach neuen suchen.“
Ausführliches Interview vom
17.4.12 auf: www.freitag.de/politik/1215-deutschland-zum-mitmachen
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