25.01.2012

Leben für Müll

ARTE brachte am 24.1.12 den Film "Kaufen für die Müllhalde". Das war kein üblicher Bericht über die leidige Müllsammelei, sondern eine in die Historie des Produktionssystems blickende Analyse - mit Lücken. Der Text zum Film:
- Glühbirnen, Nylonstrümpfe, Drucker, Mobiltelefone - bei den meisten dieser Produkte ist das Abnutzungsdatum bereits geplant. Die Verbraucher sollen veranlasst werden, lieber einen neuen Artikel zu kaufen, als den defekten reparieren zu lassen. Die bewusste Verkürzung der Lebensdauer eines Industrieerzeugnisses, um die Wirtschaft in Schwung zu halten, nennt man "geplante Obsoleszenz". Bereits 1928 schrieb eine Werbezeitschrift unumwunden: "Ein Artikel, der sich nicht abnutzt, ist eine Tragödie fürs Geschäft".
Gestützt auf mehr als drei Jahre dauernde Recherchen, erzählt die Dokumentation die Geschichte der geplanten Obsoleszenz. Sie beginnt in den 20er Jahren mit der Schaffung eines Kartells, das die Lebensdauer von Glühbirnen begrenzt, und gewinnt in den 50er Jahren mit der Entstehung der Konsumgesellschaft weiter an Boden. -
Danach werden beherzte Menschen und Initiativen gezeigt, die durch Reparieren und Tauschen diesen Zwängen entgehen wollen. Erschreckend ist die Tatsache, dass der Wachstumszwang des Kapitalismus ohne "geplante Obsoleszenz" nicht funktioniert. Weshalb ihm aber den Zwang zum Wachstum innewohnt, blieb ungesagt. Unterlässt man die Antwort darauf, verfängt der Glaube an seine Überwindung, ohne den Kapitalismus antasten zu müssen. Doch wer dem Wachstum ans Bein pinkelt, muss im Kapitalismus auch die Folgen tragen: Krisen, Arbeitslosigkeit und Armut.Weshalb auch die in der Rüstungsindustrie Angestellten für mehr Wachstum ihrer produzierten Waffen und ihren Export sind. Krieg und Elend hin oder her ...
Ausschnitte des Films können noch gesehen werden.

20.01.2012

Unsere neue Wirklichkeit

Georg Seeßlen, Kulturkritiker und Publizist, erkennt eine Transformation des Produktionskapitalismus hin zum Distributionskapitalismus und konstatiert die "Red Bullisierung" der Gesellschaftskultur. Anhand der Ware "Red Bull" analysiert er ein neues Stadiums des Kapitalismus, denn "neue Ware will das Leben selbst sein, und sie kann das vor allem, weil sie zu großen Teilen virtuell ist". Dabei spielen Medien die wichtigste Rolle. Seeßlen sagt: "Die Medien sind nicht einfach „Opfer“ von Ökonomisierung und Privatisierung, sondern sie sind Teil der Wandlung des Produktions- in den Distributionskapitalismus. … (so) wird Dominanz als Wesensform gesellschaftlicher Aktivität konstruiert. Diese vernetzte Dominanz ist die neue Form von Herrschaft. Weder sichtbare Macht noch Kontrolle, stattdessen Dominanz als Gegenwärtigkeit, als Korruption von Sprache und Code, als Anschlussfähigkeit der Subdominanten. … So wird die virtuelle Ware … zum Transformationsmittel zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen, dem Sozialen und dem Körperlichen, kurz zur Nachfolge dessen, wofür einst Religion und dann Kultur zuständig war. …" Wir leben künftig inmitten einer "einzigen gewaltigen Casting Show, in der Red Bull das Brandzeichen des Erfolges darstellt."
Zum ganzen Artikel in "der freitag"-online vom 19.1.12.


18.01.2012

Wulffanständigkeit: Manche mögen sich fragen, weshalb ich erst heute zurücktrete ...

Zur Eröffnung unseres Blog veröffentlichten wir am 8. Sept. 2011 die nicht-gehaltene Papstrede vor dem Berliner Parlament eines sog. "Ghost"-Writers. Anlässlich des Nicht-Rücktritts des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland verlinken wir zur nicht-gehaltenen Rücktrittsrede dieses Bundespräsidenten Christian Wullf eines "Ghost"-Writers, der daraufhin unfreiwillig zurücktreten musste. Die Rede beginnt folgendermaßen:
Ich habe in einem sehr freundschaftlichen Gespräch die Frau Bundeskanzlerin informiert, dass ich mich von meinen politischen Ämtern zurückziehen werde und um meine Entlassung gebeten. Es ist der schmerzlichste Schritt meines Lebens. Und ich gehe nicht alleine wegen meines so fehlerhaften Hauskredits, wiewohl ich verstehe, dass dies für große Teile der Häuslebauer ein Anlass wäre. Der Grund liegt im Besonderen in der Frage, ob ich den höchsten Ansprüchen, die ich selbst an meine Verantwortung anlege, noch nachkommen kann. ..."
Quelle: "das Blättchen"

13.01.2012

Essen gegen Hunger

"Die Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft verköstigt auf der Grünen Woche in Berlin Currywürste für die Welthungerhilfe. Ein absurder PR-Coup der an Geschmacklosigkeit und Falschinformation kaum zu überbieten ist! So ist doch allgemein bekannt, dass der hohe Fleischkonsum in den Industrieländern maßgeblich zum Welthunger beiträgt. Denn um 1 Kilokalorie aus tierischen Lebensmitteln zu erzeugen, werden durchschnittlich 7 pflanzliche Kilokalorien benötigt. Die pflanzlichen Kalorien, die in einer einzigen „Currywurst gegen den Welthunger“ stecken, könnten demnach einen erwachsenen Menschen einen ganzen Tag lang satt machen.
Besonders geschmacklos: Für die deutsche Massentierhaltung werden jährlich über 5 Millionen Tonnen Soja aus Südamerika importiert. Das entspricht einer Fläche von 2,2 Millionen Hektar. Auf dieser Fläche könnte man so viele Lebensmittel ökologisch produzieren, um 12 Millionen Menschen ein Jahr lang ausgewogen zu ernähren.
Wer also wirklich etwas gegen den Welthunger tun möchte, sollte WENIGER Fleisch essen. Konventionelle Currywürste aus Massentierhaltung befeuern den Welthunger hingegen zusätzlich."
Quelle: http://www.umweltinstitut.org - Newsletter des Umweltinstitut München e.V., 13. Januar 2012

07.01.2012

Empört euch - Engagiert euch - Maßt euch an!

Über Kapitalismus, Demokratie und Alternativen wird auch in der Schweiz diskutiert. Die "junge welt" brachte in ihrer Wochenendbeilage vom 07.01.2012 ein Interview mit Beat Ringger. Er ist Mitbegründer eines Denk-Netzwerks namens "Denknetz". Er veröffentlichte u.a. das Buch "Maßt euch an! Auf dem Weg zu einem offenen Sozialismus", Verlag Westfälisches Dampfboot. Im Interview äußerte er: "Wenn wir den Kapitalismus überwinden, dann ist das eine Anmaßung wider die Blindheit der Geschichte. Diese Anmaßung kann nur gelingen, wenn die Masse der Menschen sich in diesen Prozessen engagiert und dauerhaft beteiligt. Sonst haben wir sehr rasch wieder neue Herrrschaftsformen, neue Eliten, neue Varianten der Ausbeutung. Wir dürfen nicht die Illusion pflegen, daß es reichen würde, nur die richtige Partei zu wählen, hinter der richtigen Fahne herzulaufen oder einen historischen Knopf zu drücken – und dann kommt der schöne Sozialismus. Für das Gelingen gibt es weder Rezepte noch eine Garantie. Die große Masse der Menschen aber wird sich engagiert nur dann beteiligen, wenn sie alle demokratischen Freiheiten und Rechte haben, um ihre Anliegen ungehindert ausdrücken zu können."
Das ganze Interview: »Demokratie ist im Kapitalismus bestenfalls unvollendet«
Die Webseite "Maßt euch an!":Masst euch an!
Die Webseite "Denknetz": www.denknetz-online.ch/index

04.01.2012

Auf und ab

Für die Ökologie ist das auf jeden Fall eine gute Nachricht.
Der Volkswirtschaftler Prof. Niko Paech im Deutschlandfunk zur Prognose von weniger als einem Prozent Wirtschaftswachstum in der BRD.