„Die hitzigen öffentlichen Diskussionen um die
Kapitalismuskritik des Papstes legen offen, dass es sich hierbei im Endeffekt
um einen Religionsstreit handelt: Kapitalismus als säkularisierte Religion.“
Eine Analyse von Thomas Konicz. Keine leichte Lektüre, aber lehrreich.
Kurze Auszüge: » … die
Radikalität und die Präzision der päpstlichen Analyse … (sorgt) für den breiten
Unmut im bürgerlichen Medienbetrieb ... Auch wenn es befremdlich scheint, aber
der "Heilige Vater" hat die Ursachen und die Folgen der kapitalistischen
Dauerkrise tatsächlich … auf den Punkt gebracht … 24 Stunden am Tag, sieben
Tage die Woche, streben die Insassen "in der Diktatur einer Wirtschaft
ohne Gesicht" danach, aus Wert mehr Wert zu machen - auch wenn bei der
uferlosen Realisierung dieses absurden Selbstzwecks die menschliche
Zivilisation zugrunde zu gehen droht. Diese blindwütige Anhäufung von Wert …
wird … als die … "wohlfahrtssteigernde Wirkung des Kapitalismus"
verkauft … Die Aussage: "Der Kapitalismus schafft Wohlstand" stellt
ein pseudoreligiöses Dogma dar, an dem nicht gerüttelt werden darf, auch wenn
die sozialen Desintegrationstendenzen selbst in den Zentren des
kapitalistischen Weltsystems zunehmen und Tausende von verzweifelten Menschen
im Mittelmeer ertrinken, die aus der zusammenbrechenden Peripherie dieses in
Auflösung befindlichen Weltsystems zu entfliehen versuchen … Indes sind die
Verflechtungen zwischen Kapital und Religion enger, als es heutzutage den
Anschein hat … Kapitalismus stellt somit einen Opferkult dar, dem in seiner
Krise immer größere Menschenopfer gebracht werden müssen - ganz wie in
vorchristlicher Zeit. Aus Geld muss mehr Geld werden: Der Aufrechterhaltung und
permanenten Expansion der den gesamten Planeten verwüstenden fetischistischen
Dynamik wird jedes Menschenopfer gebracht werden, selbst wenn die Gesellschaft
im materiellen Überfluss erstickt … kann es im Kapitalismus durchaus
"sinnvoll" sein, massenhaft "unverkäufliche" Wohnungen oder
Lebensmittel zu vernichten - deren Wert nicht realisiert werden kann - während
zugleich Menschen hungern oder erfrieren … Der Kapitalismus entpuppt sich somit
letztendlich als der bislang wohl blutrünstigste Opferkult der
Menschheitsgeschichte, vor dem sogar die Opferrituale der Azteken oder Inka
verblassen … Durch das "Aushalten bis zum Ende", durch Sparmaßnehmen
und ein "Ins-Extrem-Treiben" der kultischen Handlungen eines immer
effizienter und brutaler organisierten Arbeitsregimes hofft man, die Krise zu
überwinden und eine "Heilung" zu erwirken. Stattdessen steigen die
Schuldenberge der Krisenstaaten immer weiter an, während die systemimmanenten
Widersprüche weiter eskalieren: Je effizienter und härter die Lohnarbeit in der
gegenwärtigen Krise organisiert wird, desto stärker greifen in der
Warenproduktion Rationalisierungstendenzen um sich, die die Krise der
kapitalistischen Arbeitsgesellschaft weiter zuspitzen – und weitere
Schuldenmacherei zur Aufrechterhaltung der Verwertungsbewegung des
automatischen Subjekts unabdingbar machen. Die Lohnabhängigen erarbeiten sich
ihre Krise buchstäblich – je härter und rücksichtsloser diese kultische
Handlung der wertbildenden Lohnarbeit praktiziert wird, desto stärker zieht
sich die Schlinge der systemischen Widersprüche um die Hälse der
Kapitalgläubigen … Wir machen uns unsere Götter – und folglich können wir sie
auch stürzen. «
Was den Armen zu wünschen wäre
Für eine bessere Zukunft?
Nur dass sie im Kampf gegen die Reichen
So unbeirrt sein sollen
So findig
Und so beständig wie die Reichen im Kampf
Gegen die Armen sind.
Erich Fried
Für eine bessere Zukunft?
Nur dass sie im Kampf gegen die Reichen
So unbeirrt sein sollen
So findig
Und so beständig wie die Reichen im Kampf
Gegen die Armen sind.
Erich Fried
Die Antwort der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ auf die
„Frohe Botschaft“ des Papstes Franziskus: „Dass es zur Überwindung der Armut
Marktwirtschaft und Kapitalismus braucht, kann dieser Papst nicht sehen“ –
Quelle: www.faz.net/aktuell/wirtschaft/tyrannei-des-marktes-die-kirche-verachtet-die-reichen-12688735.html