29.10.2015

Wenn mediales Chaos die Köpfe regiert

» Erneut bestätigt eine repräsentative Umfrage, dass viele Menschen der Presse nicht (mehr) vertrauen. 44 Prozent der Bundesbürger stimmen laut einer aktuellen repräsentativen Umfrage demnach der Aussage zu, dass Medien "von oben gesteuert" werden und "geschönte und unzutreffende Meldungen" bringen. «
Der Stern-Report: www.stern.de/politik/deutschland/pegida--luegenpresse-vorwurf-teilen-44-prozent-der-deutschen---forsa-umfrage-fuer-den-stern-6524244.html 
» Ein Bündnis begabter Verschwörungstheoretiker, getragen von Wittener SPD und Jusos, Wittener Bündnis90/Die Grünen und sogar der ehemals zensurkritischen Piratenpartei NRW, fordert von der privaten Universität Witten-Herdecke die Ausladung des Schweizer Historikers Dr. Daniele Ganser, der am Donnerstag dort einen Vortrag über Medienkritik halten soll. Außerdem fordern die Wittener Verschwörungstheoretiker Distanzierung von Gansers "Thesen" …
„Fakten, Meinungen, Propaganda - Wie mache ich mir selbst ein Bild?“ lautet der Titel des Vortrags von Dr. Daniele Ganser. Dr. phil. Daniele Ganser ist spezialisiert auf Zeitgeschichte seit 1945 und internationale Politik. Seine Forschungsschwerpunkte sind Friedensforschung, Geostrategie, verdeckte Kriegsführung, Ressourcenkämpfe und Wirtschaftspolitik. Er unterrichtet an der Universität St. Gallen zur Geschichte und Zukunft von Energiesystemen und an der Universität Basel Konfliktanalysen und globalen Kampf ums Erdöl. Er leitet das Swiss Institute for Peace and Energy Research (SIPER) in Basel. Im Dezember 2014 hielt Ganser einen vielbeachteten Vortrag zum Thema: Medial vermittelte Feindbilder und die Anschläge vom 11. September 2001 an der Universität Tübingen, der auf Youtube bislang 436.000 Mal geklickt wurde. «
Quelle: http://www.heise.de/tp/artikel/46/46404/1.html 
Interview mit David Hornemann von Laer, Kunstwissenschaftler und Wahrnehmungsforscher an der Uni: http://www.heise.de/tp/artikel/46/46412/1.html
Sechs Wege um Falschmeldungen zu entlarven: » Im digitalen Zeitalter verbreiten sich Nachrichten schneller als uns lieb ist. Leider kann man die Falschmeldungen unter ihnen kaum noch erkennen … Es ist nicht länger ausreichend, die Nachrichten zu lesen – nun wollen wir auch die Prozesse dahinter verstehen. Glücklicherweise gibt es ein paar recht effektive Verifikationstechniken, die weder Fachwissen noch teure Software benötigen. Im Folgenden sind sechs frei verfügbare, einfache Werkzeuge aufgeführt, die jeder neugierige Nachrichtenleser nutzen kann, um digitale Medien zu überprüfen: «
» Nach den Snowden-Enthüllungen handeln viele Nutzer Mesh-Netzwerke als sichere Alternative gegen die Überwachung, doch sind die dezentralen Netze tatsächlich sicher? Es gibt nur einen sicheren Weg, wie man seinen Computer vor den neugierigen Blicken der Geheimdienste schützen kann: Offline bleiben. Allerdings ist diese Strategie in der vernetzten Gegenwart nahezu unmöglich von der Theorie in die Praxis zu übertragen. Es gibt aber auch andere Alternativen, wie etwa Mesh-Netzwerke. In Griechenland und Spanien haben sich bereits große dezentrale Netzwerke etabliert … «

28.10.2015

Morden auf Knopfdruck

Die Enthüllungsplattform The Intercept veröffentlicht geleakte Dokumente über Obamas Drohnenkrieg. Zitierte Aussagen aus dem Artikel Von Thomas Eipeldauer:
 „Für den Tod eines Mannes, den praktisch kein Amerikaner überhaupt kennt, töteten die USA 128 Menschen, darunter 13 Kinder.“
„Nach den geltenden Normen des Kriegsrechtes sind viele der Drohnenangriffe einfach illegal, sind nicht zu rechtfertigen, weil dort Menschen angegriffen werden außerhalb eines konkreten Kampfgeschehens, also außerhalb eines bewaffneten Konfliktes.“
„In der komplexen Welt des ferngesteuerten Tötens an entfernten Orten, ist es eine gängige Praxis, Tote als 'Feinde' zu labeln, bis das Gegenteil bewiesen ist.“
„Alle Informationen und alle Daten gehen durch Ramstein. Für alle Operationen weltweit. Auch für die CIA-Einsätze.“

21.10.2015

Schon wieder: „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“

Deutschland lebte vom Auto- Export – Deutschland lebt vom Waffen-Export. Wir dulden es, denn Arbeitsplätze gehen uns über alles. Deutsche Arbeiter produzieren den Tod für Menschen im Ausland – freiwillig, nicht als Zwangsarbeiter. Die Waffenexporte machen Rüstungsprofiteure reich. Die bedrohten Menschen fliehen vor Elend, Not, Terror und Tod in die Länder, in denen Frieden herrscht. Nach Deutschland, wo jene Waffen und die Munition hergestellt werden.
Eigentlich, ja eigentlich, müssten sie an diese Orte ihrer Fluchtursache kommen, um die Waffenfabriken zu zerstören, die ihre Leben ruinieren. Und uns Staatsbürger der Strafverhinderung und die Rüstungsfabrikanten des Massenmords vor Gericht anklagen. Ein globales Kriegsverbrecher-Tribunal könnte dem mörderischen Treiben ein Ende setzen.
Eigentlich … müsste … könnte …!?

„Der Militärisch-industrielle Komplex ist die größte Bedrohung für den Weltfrieden in unserer Zeit“. Kriege beginnen mit Lügen, die von Geheimdiensten verbreitet gestreut und von den Medien dann verbreitet werden. Kriege lösen keine Konflikte, sondern schaffen neue. Aber Kriege sichern auch Rohstoffe, erschließen Märkte und bringen Profit. Ist es wohl möglich, dass hinter all den nachweislichen Kriegslügen der letzten Jahre und Jahrzehnte sowie dem darauf initiierten Morden, das uns stets aufs Neue als „Notwehr“, „Menschenfreundlichkeit“ oder „Kampf für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte“ schmackhaft gemacht wurde, und das oftmals Plänen folgte, die bereits seit Jahren oder Jahrzehnten in den Schubladen der Mächtigen lagen, sehr konkrete Interessen und Akteure stehen, die strategisch agieren und in der Lage sind, Kriege anzuheizen und initiieren? Folgt die Kriegslogik also auch einer Profit- und Interesselogik, die zu bestimmten Instanzen zurückzuverfolgen ist?  
Zu diesen Fragen sprach Jens Wernicke mit Mohssen Massarrat, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von Attac: www.nachdenkseiten.de/?p=28017

Im ersten Halbjahr 2015 hat die Bundesregierung wohl fast so viele Waffenexporte genehmigt wie im gesamten Jahr 2014. Waffen im Wert von rund 6,5 Milliarden Euro durften demnach bereits exportiert werden.
„Händler des Todes: Nach den USA, Russland und China ist Deutschland weltweit der viertgrößte Großwaffenexporteur. Beim Handel mit Kleinwaffen steht die Bundesrepublik nach den USA sogar an zweiter Stelle … Unser Ziel: Im Grundgesetz Artikel 26.2 soll es künftig heißen: »Kriegswaffen und sonstige Rüstungsgüter werden grundsätzlich nicht exportiert.« (mehr dazu hier). Mehr als 95.000 Unterschriften dafür haben wir bereits an Bundestagsvizepräsidentin Edelgard Bulmahn übergeben. Jetzt befasst sich der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages mit dieser Forderung. Unsere Friedensarbeit lohnt sich: In Umfragen sprechen sich mehr als 60 Prozent der Menschen in Deutschland gegen den Export von Waffen und sonstigen Rüstungsgütern aus.“ 
Quelle und Bericht: www.aufschrei-waffenhandel.de/Forderungen-Ziele.65.0.html
Kampagne gegen Rüstungsexport: http://www.aufschrei-waffenhandel.de
Unterschriftenaktion „Export von Kleinwaffen und Munition stoppen!“: www.aufschrei-waffenhandel.de/Aktuelle-Aktionen.389.0.html#c6915

20.10.2015

Videospiele, Militär und Rüstungsindustrie

» Im Gegensatz zu den unternehmerisch handelnden Videospiel-Herstellern verfolgt das Militär vielfältige politische Ziele - je nach Land und Führung. So sind zwar fast alle nord-amerikanischen und europäischen Staaten in der NATO vereint und haben übergreifende militärische Interessen, dennoch unterscheiden sich die Aufgaben und politischen Zielsetzungen des nationalenMilitärs in den NATO-Staaten im Detail nicht selten: So ist die deutsche Militärpolitik trotz ihres Ausbaus in den letzten zwanzig Jahren im Gegensatz zur französischen und noch viel mehr zur US-amerikanischen Militärpolitik noch immer als relativ zurückhaltend zu bezeichnen. Auch bei der Art und Weise der Zusammenarbeit der verschiedenen Armeen mit Videospiel-Herstellern gibt es - wie in dieser Arbeit gezeigt wird - Unterschiede. Militär darf dabei nicht als homogene Gruppe verstandenwerden: Der Pluralismus des in dieser Arbeit betrachteten westlichen Militärs ist jedoch nicht sehr groß.
Die offensichtlichsten Interessen des „Militärs“, die Produktion von Videospielen zu unterstützen, sind aber immer gleich und bestehen aus zwei Aspekten: Durch eine positive Darstellung in Videospielen erhofft es sich - erstens - Zustimmung für sich als Organisation und die eigenen realen Einsätze sowie - zweitens - neuen Nachwuchs. Diese beiden Interessen werden gerade in Zeiten mangelnder Rekruten und zunehmender Auslandseinsätze sowohl von der deutschen Bundeswehr als auch der US-Army und anderen westlichen Armeen verfolgt.
Wobei Kooperationen von Videospiel-Herstellern und dem Militär fast nur - aber nicht ausschließlich - mit der US-Armee stattfinden, was schlicht daran liegt, dass die allermeisten großen Videospiel-Unternehmen in den USA angesiedelt sind und in Spielen, die Krieg und Militär thematisieren, die US-Armee so gut wie immer ein Akteur auf dem virtuellen Schlachtfeld ist. « 
Quelle und die ganze Studie: http://www.imi-online.de/download/IMI-Studie2015-09.pdf
IMI-Studie - 9/2015: „Die Verbindungen zwischen der Videospielbranche, dem Militär und derRüstungsindustrie“ von Michael Schulze von Glaßer. Hsg.: Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. - Hechinger Str. 203 - 72072 Tübingen

09.10.2015

„Jeder Krieg wird an der ‚Heimatfront‘ medial verkauft“

Dass das erste Opfer des Krieges stets die Wahrheit ist – diese Weisheit firmiert seit Langem als geflügeltes Wort im deutschsprachigen Raum und ist durch vielerlei vortreffliche Recherchen, die ein trauriges Bild der Funktion unserer Massenmedien zu Kriegs- und Krisenzeiten zeichnen, belegt. Dass es um diese auch allgemein nicht sonderlich gut bestellt ist, haben unlängst etwa Walter van Rossum („Ja, lügen die Medien denn nun oder nicht?“) und Eckart Spoo („Keine Demokratie ohne Demokratisierung der Medien!“) in NachDenkSeiten-Interviews skizziert. Was aber tun? Wie entrinnen wir der Propaganda und Feindbildproduktion? Zu diesen Fragen sprach Jens Wernicke mit dem Schweizer Friedensforscher Daniele Ganser, der in einigen Tagen in Berlin unter dem Titel „Medienkompetenz: Wie funktioniert Kriegspropaganda und was kann man dagegen tun?“ referiert.
Daniele Ganser (Dr. phil.) ist Schweizer Historiker, spezialisiert auf Zeitgeschichte seit 1945 und Internationale Politik. Seine Forschungsschwerpunkte sind Friedensforschung, Geostrategie, verdeckte Kriegsführung, Ressourcenkämpfe und Wirtschaftspolitik. Er unterrichtet an der Universität St. Gallen (HSG) zur Geschichte und Zukunft von Energiesystemen und an der Universität Basel im Nachdiplomstudium Konfliktanalysen zum globalen Kampf ums Erdöl. Er leitet das Swiss Institute for Peace and Energy Research (SIPER) in Basel.

Medienkompetenz: Wie funktioniert Kriegspropaganda und was kann man dagegen tun? Welche Funktion erfüllen die Medien in der Demokratie? Sind sie wirklich, wie es gemeinhin heißt, die „Vierte Gewalt“ im Staat, die Regierungen und Mächtige im Sinne der Bürger kontrolliert? Oder dienen sie vielmehr, wie etwa Noam Chomsky argumentiert, der Fabrikation gewünschter Einstellungen und Gedankengebäude, verbreiten also Propaganda im Sinne der Herrschenden? Der Schweizer Historiker und Friedensforscher Daniele Ganser argumentiert, dass Medien beides sind. Einerseits liefern sie kritische Informationen und informieren die Bürger. Andererseits verbreiten sie aber auch Lügen und Kriegspropaganda. In diesem medialen Durcheinander ist guter Rat teuer. Wie kann man die Spreu vom Weizen trennen? Daniele Ganser beantwortet diese Frage, indem er offenlegt, wie Kriegspropaganda wirkt und was gegen sie getan werden kann. Er zeigt erstens, welche neuen Möglichkeiten das Internet jedem für eigene Recherche bietet. Danach blickt er anhand konkreter historischer Beispiele aus den letzten 25 Jahren kritisch auf die Leitmedien. Vom Krieg um Kuwait 1990 über die Terroranschläge vom 11. September 2001 bis hin zum Krieg in der Ukraine 2014 stellen sich dabei stets dieselben Fragen: Wurden wirklich alle Fakten benannt? Wurden ausnahmslos alle wichtigen Fragen gestellt? Gingen die Medien dabei auch kritisch mit den Mächtigen des eigenen Landes um? Und: Entsprechen die Geschichten, die sie über Kriegsbeginn und -ursachen jeweils zeichneten, überhaupt der Realität – oder stellen diese vor allem „Narrative“ dar, innert derer Gedanken, Moral und Entscheidungen der Bevölkerung absichtsvoll in die ein oder andere Richtung gelenkt worden sind?
Veranstaltung Ende Oktober zum Thema „Medienkompetenz: Wie funktioniert Kriegspropaganda und was kann man dagegen tun?“ Vortrag von Dr. Daniele Ganser: Medienkompetenz in Europa und US-Imperium - Ein kritischer Rückblick 14 Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001
Noch Karten zum Zusatztermin am Sonntag, den 25.10.2015 13:45 – TICKET-ONLINE – Einlass: 13:30, Beginn: 13:45. Ort: BABYLON, Rosa-Luxemburg-Str. 30, 10178 Berlin.
Ganser zeigt, dass wir in einem „Informationskrieg“ leben. Die wissenschaftliche Analyse kontextualisiert er dabei mit seinen persönlichen Erfahrungen mit den Medien. Sein Ziel ist die Förderung von Medienkompetenz und hierdurch innerer Freiheit bei seinen Zuhörern. Denn, wie bereits Alfred Sturminger in seinem Klassiker „3000 Jahre politische Propaganda“ schrieb: „Jede Macht [die Propaganda] aber findet ihre Grenzen an der inneren Freiheit des Menschen, sich für oder gegen etwas zu entscheiden. Und mit dieser inneren Freiheit ist jeder Mensch von Natur aus ausgestattet.“